Donnerstag, 2. April 2015

Mischkultursystem von Gertrud Franck


Text gekürzt und leicht verändert entnommen aus "Der private biologische Gartenbau in Süddeutschland seit 1945 – Die Rolle der Pioniere und Veränderungen im Wissenstransfer" von Brunhilde Bross-Burkhardt. Quellenverweise und Bilder befinden sich in der Originalveröffentlichung.

Gertrud Franck ist die Autorin eines der grundlegenden Bücher über Mischkultur mit dem Titel Gesunder Garten durch Mischkultur. Es ist zwischen 1980 und 1991 in acht Auflagen mit einer Gesamtauflage von ca. 100.000 Exemplaren erschienen. Dieser Buchveröffentlichung gingen seit 1957 Veröffentlichungen in der Zeitschrift Boden und Gesundheit sowie die Herausgabe von schmalen Broschüren Gesundheit durch Mischkultur und Der Mischkulturengarten voraus, die ebenfalls in einer annähernd so hohen Auflage erschienen sind. Gertrud Franck setzte, vermutlich angeregt durch Huberta von Bronsart, die häufig bei den Francks zu Gast war und auf dem Hof Vorträge für die Lehrlinge und Angestellten hielt, die Angaben von Albert Georg Wirth und anderen um und entwickelte sie weiter. Als Fläche für ihre Versuche und Erprobungen diente Gertrud Franck ihr ca. 1 Hektar großer Gutsgarten mit Gemüse und Beerenobst und einem Ziergartenteil. Diesen Garten bewirtschaftete sie mit Hilfe der weiblichen Lehrlinge in der Hauswirtschaft und mit weiteren Hilfskräften vom landwirtschaftlichen Saatzuchtbetrieb ihres Mannes Hannfried Franck.
Gertrud Franck fing vermutlich Mitte bis Ende der 1940er-Jahre an, gezielt mit der Mischkultur zu experimentieren. Die interviewten weiblichen Lehrlinge in der Hauswirtschaft, die um 1950 auf dem Hof waren, berichten, dass es im Garten Versuchsparzellen gegeben habe, auf denen mehrere Wiederholungen von bestimmten Gemüsekombinationen angelegt gewesen seien. Brunhilde Haaf erinnert sich außerdem an Düngungsversuche mit verschiedenen Mistdüngungsvarianten (Schweinemist, Kuhmist, Rossmist, Geflügelmist). Gertrud Francks Aufzeichnungen über ihre Versuche liegen nicht vor, so dass ihr System hier anhand ihrer Veröffentlichungen und anhand von Informationen aus persönlichen Begegnungen mit ihr dargestellt werden. (Siehe ältere Veröffentlichung in diesem Blog)

Bild 21a-d: Mischkulturgarten von Gertrud Franck Anfang der 1950er-Jahre. Die Fotodokumente zeigen die Dimension dieses Gartens, der eher die Größe eines Versuchsfeldes hatte. Fotos: privat

Bild 22a+b: Mischkulturbeispiele im Garten von Gertrud Franck: (links) Kohl mit Kartoffeln, (Mitte) Sellerie mit Lauch/Porree. Fotos: privat


Reihenmischkultur ohne Zwischenwege

Gertrud Franck stellte in ihren Veröffentlichungen eine Reihenmischkultur ohne Zwischenwege bzw. Trittwege vor, wie sie sie selbst angelegt hatte. Um das Mulchen im Gemüseland möglich zu machen, empfahl Gertrud Franck einen gleichbleibenden Reihenabstand von zunächst 40 Zentimeter, in späteren Veröffentlichungen von 50 Zentimeter. Der Raum zwischen den Kulturreihen wird zunächst von Gründüngungspflanzen wie Spinat oder Ackerbohnen eingenommen, die später abgehackt werden und als Mulch liegen bleiben. Gertrud Franck nannte diese Gründüngungsreihen auch Vorsaaten. Darauf wird im Laufe des Sommers ständig neues Mulchmaterial ausgebracht, mit dem Ziel, kein Fleckchen Erde unbedeckt zu lassen. Wie Ewald Könemann unter dem Schlagwort „Immergrüne Wirtschaft“ propagierte Gertrud Franck das ständige Bedeckthalten des Bodens mit Gründüngungseinsaaten und Flächenkompostierung bzw. Mulchen. Die gemulchten Zwischenräume dienen als temporäre Trittwege, bei deren Betreten der Boden nicht verdichtet wird.
Der einmal aufgestellte Mischkulturplan, der alle bekannten positiven Wechselbeziehungen, Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten der Gemüse untereinander berücksichtigt, kann immer wieder verwendet werden. Die Gemüsereihen rücken lediglich um 25 cm weiter. Bei sorgfältiger Planung ist ein Fruchtwechsel bereits inbegriffen. Gertrud Franck nannte diese Einteilung  „rollierendes System“.


Bild 23: Mischkulturplan für eine durchgehende Reihenmischkultur von Gertrud Franck. Entnommen aus: Gesundheit durch Mischkultur
Wie Wirth und Könemann gruppierte sie die Gemüsereihen um dominierende Hauptkulturen bzw. Leitkulturen wie Tomaten, Stangenbohnen oder Spätkohl, die den Platz im Garten lange einnehmen und einen ausladenden oder hohen Wuchs haben. Die Hauptkulturen bezeichnete sie als a-Kulturreihe, die Mittelreihen als b-Reihen und die Kurzzeitreihen als c-Reihen. Auf Plänen und im Garten zum Demonstrieren markierte sie die Reihen mit verschiedenfarbigen Hölzern – a mit rot, b mit grün und c mit blau. Die Abfolge der Reihen war immer gleich: a-c-b-c-a-c-b-c-a, usw., jeweils im 50 cm-Abstand.

Liniensaaten mit Spinat

Ein wesentlicher Bestandteil der Mischkultur nach Gertrud Franck waren und sind die Spinat-Einsaaten. Der Spinat wird in Reihen als so genannte „Liniensaat“ im Frühjahr vor allen anderen Kulturen im gesamten Gemüseland ausgesät. Frau Franck begründete das intensive Einbeziehen des Spinats mit dessen weichen Blattmassen und den Saponinausscheidungen in den Boden. Spinat habe eine rasche düngende Wirkung, die absterbenden Wurzeln und die abgehackten Blätter würden eine Startfütterung für die Bodenorganismen geben, die ihrerseits intensiv tätig würden. Die dabei freigesetzten Nährstoffe kämen nachfolgenden Gewächsen zugute. Zum Beispiel solle bei den eisenbedürftigen Rosen eine Untersaat von Spinat die Eisenaufnahme fördern und die Rosen besonders prächtig gedeihen lassen. Als weitere Gründüngungspflanze verwendete Gertrud Franck Gelbsenf. Das Saatgut der Sorte ‘Dr. Franck’s Hohenheimer Gelbsenf’ stammte übrigens aus der Saatzucht ihres Mannes Hannfried Franck.
Gertrud Franck praktizierte die Mischkultur nicht nur im Gemüse- und Kräutergarten, sondern auch im Ziergarten. Sie wusste von den Problemen der Gartenbesitzer mit Schädlingen und Krankheiten an Rosen und anderen Zierpflanzen und empfahl, die Grundordnung des Mischkulturengartens auch auf den Blumenteil zu übertragen – also die Kulturen zu mischen.

Bild 24: Liniensaaten von Spinat in einem Mischkulturgarten, der nach der Methode von Gertrud Franck bestellt wird. Der Spinat ist abgehackt und bleibt als Mulchdecke liegen. Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt

Mischkultur berücksichtigt Morphologie der Pflanzen

Gertrud Franck achtete bei ihren Mischkulturvarianten darauf, dass sich die Gemüse in ihren morphologischen Eigenschaften sowohl über als auch unter der Erde ergänzten: Der Porree (Lauch) kommt mit wenig Licht aus und kann ohne Ertragsverlust in den Schatten zwischen zwei Tomatenreihen gepflanzt werden. Früher Blumenkohl und Sellerie ergänzen sich gut. Sellerie gilt als mit sich selbst nicht verträglich, deshalb wird Blumenkohl dazwischengepflanzt. Blumenkohl hat eine kurze Vegetationszeit, räumt früh und lässt dem Sellerie Platz, sich im Spätsommer und Herbst auszubreiten. Außerdem schützt Blumenkohl vor Sellerierost, und Sellerie vertreibt den Kohlweißling. Nach Gertrud Franck gibt es nur wenige wirklich ungünstige Nachbarschaften: Bohnen und Zwiebeln, Kohl und Zwiebeln, Blaukraut und Tomaten, Petersilie und Kopfsalat, Rote Rüben und Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln passen nicht zusammen. Ein wesentlicher Teil der Franckschen Mischkultur ist also dieses Miteinander, das sich aus unterschiedlicher Keim- und Entwicklungsdauer, Lichtbedürftigkeit und Schattenverträglichkeit und verschiedenen morphologischen Eigenschaften ergibt. Ein Mischkultursystem, wie es Gertrud Franck propagierte, geht über den reinen gemischten Anbau hinaus und bezieht andere Kulturmethoden wie Mulchen bzw. Flächenkompostierung, Gründüngungssaaten sowie praktische Handhabungsaspekte mit ein.
Gertrud Franck zog bewusst auch einjährige Kräuter in die Mischkultur mit ein. Außerdem setzte sie Kräuterjauchen aus Brennnesseln, Comfrey und anderen weit verbreiteten Wildkräutern wie Löwenzahn, Bärenklau, Wegerichblätter und Schafgarbenkraut an und nahm sie zur Düngung und Pflanzenkräftigung. Mit den Kräuterjauchen sollten nicht die Pflanzen direkt gedüngt werden, sondern der Boden. Gertrud Franck wollte mit den Kräuterjauchen dem Boden auch Heilstoffe zurückgeben. Die Jauchen gab Gertrud Franck zum Gemüse, aber auch zu den Erdbeeren im Herbst und zu Bäumen, Rosen und Stauden, gerne „ins offene Maul“, wenn sie die Nährstoffe am besten aufnehmen. Die Schwestern der Abtei Fulda befassten sich auf Anregung von Gertrud Franck ebenfalls mit Kräuterzubereitungen und veröffentlichten ihre Erfahrungen in der Broschüre Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft.

Vorteile der Mischkultur auf kleinen Beeten kaum zu erwarten

Gertrud Franck präsentierte in ihren Veröffentlichungen ein weitgehend in sich geschlossenes System, das sich nahezu aus sich selbst heraus erhalten kann, mit minimaler Zufuhr von Stoffen von außen. Auf ihrem sehr großen Gartengrundstück, das eher die Größe einer Gärtnerei hatte und mit Randbereichen, aus denen sie organisches Material holen konnte, hat dieses System hervorragend funktioniert. Es ist ein gutes Beispiel für eine nachhaltige, Ressourcen schonende Gartennutzung. Meistens wird das Francksche Mischkultursystem jedoch auf kleine Gartenbeete übertragen oder nur einzelne Aspekte daraus umgesetzt. Unter solchen, viel kleiner strukturierten, Bedingungen können sich die Vorteile des Systems bei weitem nicht so gut entfalten wie in einer großen Anlage.


Freitag, 12. Dezember 2014

Aubäcker einst pestizid- und autofrei

Große Pläne für Ökosiedlung in Langenburg 

Entwurfsskizze aus den 1960er-Jahren für die Ökosiedlung Boden und Gesundheit in Langenburg. Quelle: Stadtarchiv Langenburg

Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. (s. älterer Blog-Beitrag), die sich 1963 in Langenburg angesiedelt hatte, wollte eine Ökosiedlung nach dem Vorbild der Obstbausiedlung Eden bei Oranienburg schaffen. Dazu hatte sie sehr günstig ein 10 000 Quadratmeter großes Gelände am östlichen Ortsrand der kleinen Stadt im Gewann Auäcker gekauft. (Das Gelände mit dem schmalen Erschließungsweg heißt heute der besseren Sprechbarkeit wegen "Aubäcker".) Geplant war eine Gemeinschaftsanlage mit Lehrhof oder Gärtnerei und Restaurant sowie etwa 1000 Quadratmeter großen Einfamilienhausgrundstücken für Interessenten aus dem Kreis der Mitglieder. 

Die Hausgrundstücke waren so groß bemessen, dass eine (Teil-)Selbstversorgung mit Obst und Gemüse möglich sein sollte. Das Gelände sollte ökologisch bewirtschaftet werden. Im Bebauungsplan der Stadt wurde deshalb ein Pestizidverbot festgeschrieben. Außerdem sollte die Ökosiedlung autofrei bleiben. Es durften deshalb an den Häusern keine Garagen gebaut werden. Zum Abstellen der Autos wurde ein separates Grundstück im oberen Teil vom Aubäcker, angrenzend an die Friedenstraße, ausgewiesen. 

Die Hausgrundstücke waren schnell an Mitglieder und der Gesellschaft Nahestehende verkauft. Der Lehrhof bzw. die Gärtnerei und das Restaurant kamen jedoch nicht zustande. Und kaum jemand von den derzeitigen Anwohnern weiß noch etwas über die Gesellschaft Boden und Gesundheit und dem ursprünglichen Vorhaben. Nur noch zwei Grundstücke sind heute nach 50 Jahren im Besitz von Familien, die sich den Zielen der Gesellschaft Boden und Gesundheit verpflichtet fühlen und eine (Teil-)Selbstversorgung betreiben. Die anderen Grundstücke wurden nach und nach weiterverkauft. Von dem ursprünglichen Charakter der Siedlung mit Nutzgärten und reichem Baum- und Strauchbestand ist kaum noch etwas erkennbar.


Der untere Teil des Aubäcker mit der großen Eiche an der Michelbacher Straße im Jahr 1963.

Freitag, 18. April 2014

Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 4



Der Wacholderhof – hier eine Aufnahme aus dem Frühjahr 2011 - besteht hauptsächlich aus dem großen Hauptgebäude mit der charakteristischen rot-gelben Farbgebung. Darum herum gruppieren sich kleinere Wirtschaftsgebäude, die Foliengewächshäuser und der Laufstall für die Limpurger Rinder. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


IV. Der Wacholderhof – ein Gärtnerhof mit Zukunft
Alternativer Lernort und Erlebnishof

Von Berthold Burkhardt

Ein großer Garten für die Selbstversorgung, der auch noch Überschüsse für den Markt abwirft, einige Rinder, Schafe, Ziegen auf der Weide ums Haus, Hühner mit Auslauf, vielleicht noch einige Kaninchen im Stall, der ganze Hof nicht allzu groß, biologisch bewirtschaftet und alles bewohnt von einer Familie mit Kindern – einen solchen Hof gibt es heute in Deutschland nur noch selten.

Ein wenig Historie
In den Jahren nach dem 2.Weltkrieg wurde dieses Bewirtschaftungsprinzip auch von der „Gesellschaft Boden und Gesundheit“ propagiert. Diese Gesellschaft war eine der ganz frühen Vereinigungen (gegründet 1949), die sich für ökologischen Land- und Gartenbau und gesunde Ernährung einsetzte und Schriften dazu veröffentlichte. Damals begann in der Landwirtschaft der Grundsatz „Wachse oder weiche“ zu wirken. Heute gibt es nur noch wenige Gärtnerhöfe. Aber es gibt die „Stiftung zur Förderung von Gärtnerhöfen“. Diese wurde 1986 aus dem Restvermögen der aufgelösten Gesellschaft „Boden und Gesundheit“ gegründet. Ihr gehört der Wacholderhof bei Murrhardt im Schwäbischen Wald. Diesen Hof konnte die Gesellschaft 1977 kaufen, als ihr ein Teil des Erbes eines Mitglieds dazu die Mittel gab. Damals war der Hof fast eine Ruine und schon 12 Jahre verlassen gewesen. Die Mittel der Stiftung mussten daher vorwiegend in die Renovierung investiert werden.

In den Anfangsjahren wurde der Wacholderhof weitgehend von Hand bewirtschaftet: Berthold Burkhardt beim Pflügen auf dem Kartoffelacker.



















Der Wacholderhof vor 34 Jahren
(Dieser gekürzte Bericht von Berthold Burkhardt ist aus dem Nachrichtenblatt „Boden und Gesundheit“ Nr. 109/1980 entnommen)

„ ... Um die dem Wacholderhof gesetzten Ziele zu erreichen, schien es uns unabdingbar, dass auf dem Hof eine kleine, dauerhafte Kerntruppe, zu der pädagogisch und gärtnerisch/landwirtschaftliche erfahrene Leute gehören, langfristig leben und arbeiten muss. Die Bereitschaft, das eigene Leben mit allem, was es einschließt, ganz oder teilweise mit anderen zu teilen, schien uns eine wichtige Voraussetzung für diese Kerntruppe.
Nach reiflichen Überlegungen hat meine Familie beschlossen, das Experiment selbst zu wagen. Berufliche und außerberufliche Erfahrungen und jahrelange eigene Versuche im „einfachen Leben“ gaben uns den Mut dazu.

Viele Freunde, Bekannte und Verwandte haben uns in den vergangenen sechs Monaten bei den Auf- und Ausbauarbeiten geholfen. ... Viel Arbeit wurde geleistet (das einfache Leben ist nicht einfach): Pflanz-, Pflege- und Erntearbeiten im Garten, Feld und Wald, Winterholz-Einschlag, Bau eines Holzschuppens, Einfriedungen, Bauarbeiten an den Außenanlagen, Ausbau und Einrichtung von Wohn- und Schlafräumen, der Küche, des Vorratsraumes und vieles andere mehr. ...


Arbeit mit Kindern und Jugendlichen - Lernort Bauernhof
Der Wacholderhof wird bis heute im Stil eines Gärtnerhofes betrieben, vor allem aber als Erlebnishof und Lernort für Kinder und Jugendliche. Zudem ist er ein anerkannter Bioland-Betrieb. Seit rund 20 Jahren dürfen Kindergruppen und Schulklassen für einzelne Tage oder zu Schullandheim-Aufenthalten auf den Hof kommen. Und diese Arbeit wird immer wichtiger. Die Entfremdung der Kinder und Jugendlichen von den Ursprüngen der Nahrung ist erschreckend groß geworden. Auf dem Wacholderhof dürfen sie selbst pflanzen und ernten. Sie trinken Tee aus selbst gesammelten oder im Kräuterschaugarten geernteten Kräutern, essen Kartoffeln, die sie zuvor auf dem Kartoffelroder sortiert haben und sehen, dass Pferde auch einen Pflug ziehen können, fahren begeistert auch mal auf dem Traktor mit. 

Mögliche Aktivitäten auf dem Wacholderhof 
  • Kinder- und Schulgruppen können hier einen oder mehrere Tage verbringen und hier auch übernachten (bis zu 30 Übernachtungsmöglichkeiten)
  • Teilnahme an Workcamps – Arbeiten im Kräutergarten, Renovierungen, Kochen ...
  • Zwei Stellen für ein Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ)
  • Kurzpraktika in der Landwirtschaft
  • Urlaub im Gästehaus mit drei Mehrbettzimmern und einer Ferienwohnung, auch Bett & Bike, Wanderreitstation und Herberge für Jakobsweg-Pilger (Preisliste im Internet)

Wer mehr über die vielen Möglichkeiten und Aktivitäten auf dem Wacholderhof wissen will, kann ins Internet schauen: www.wacholderhof-ev.de oder einen Flyer anfordern: Wacholderhof – einfach leben und lernen e.V., Wacholderhof 17, 71540 Murrhardt, Tel.: 07192/7710, Fax: 1412, Mail: info@wacholderhof.de

Der Gärtnerhof-Stiftung sucht Förderer
Die Gärtnerhof-Stiftung betreibt den Hof nicht selbst, aber sie sucht ihn nach Kräften zu fördern. Pächter und Betreiber des Hofes ist der Verein „Wacholderhof – einfach leben und lernen e.V.“, der speziell für den Betrieb dieses Lernortes vor rund 30 Jahren gegründet wurde. Die Stiftung sucht Förderer und Spender! Spenden können auf ein Konto bei der GLS Gemeinschaftsbank e.G. eingezahlt werden. 

Kontakt: Gärtnerhof-Stiftung, Stiftung zur Förderung von Gärtnerhöfen, Wacholderhof 17, 71540 Murrhardt, Tel.: 07192/900171 (Berthold Burkhardt) oder Heidegret Mayer, Vorsitzende des Kuratoriums Gärtnerhof-Stiftung, Kirchgasse 7, 74582 Gerabronn, Tel.: 07952/6244


Mittwoch, 16. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 3


Die Boden-und-Gesundheit-Zeitschrift hatte einen etwas festeren Umschlag als das Nachrichtenblatt.

III. Veröffentlichungen der Gesellschaft Boden und Gesundheit

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Das Nachrichtenblatt „Boden und Gesundheit“
Im Mai/Juni 1953 erschien „Boden und Gesundheit“, das erste Nachrichtenblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft Boden und Gesundheit mit zunächst vier Seiten. Es löste die Broschürenreihe „Unsere Aufgabe“ ab. Die Erscheinungsweise war zunächst zweimonatlich, ab 1957 vierteljährlich. Ab der Nr. 21/22 wurden die Hefte mit Schwarzweiß-Fotos bebildert.
Ein paar Artikelthemen geben Einblick in die Inhalte der Zeitschrift im ersten Jahrzehnt des Erscheinens: Schnellkompost, Kompost und Qualität, Mistkompost, Regenwürmer, Selbstversorgergartenbau, Waldbau. Wolfgang von Haller setzte sich mit Fragestellungen wie Ernährung und Stickstoffhaushalt auseinander und stellte die Forschungsarbeiten des Nobelpreisträgers A. Virtanen vor. Die Ernährungsthemen bearbeitete hauptsächlich Dr. Gertrud Schmidt. Sie brachte fast in jeder Ausgabe praktische Vorschläge für die Ernährung von Kleinkindern, von stillenden Müttern oder Kranken, die Ernährung im Frühjahr und unterwegs – oft mit Küchenzettel und Menüvorschlägen und Rezepten. Die Mitglieder und Leser beteiligten sich rege an der Diskussion und kommentierten bereits erschienene Artikel oder gaben Ratschläge für die gesunde Ernährung oder berichteten über eigene Erfahrungen im Garten und in der Landwirtschaft.

Das einfache Nachrichtenblatt wandelte sich ab der Nr. 23/1957 zu einer „Zeitschrift für angewandte Ökologie“ mit 16 bis 32 Seiten mit Bildern in Schwarzweiß. Wolfgang von Haller begründet den neuen Untertitel so: „Es genügt uns nicht mehr, zusammenhanglose Kenntnisse über den Boden, über einzelne Pflanzen, Tiere und Menschen. Ihre Beziehungen untereinander, das schöpferische Zusammenspiel ihrer Kräfte im großen Haushalt des Naturgeschehens zu kennen und zu erforschen, erscheint uns heute wesentlich. Wollen wir unser Leben gesund, glücklich und wirtschaftlich zweckvoll gestalten gestalten, so kommen wir nicht umhin, es sinnvoll dem Haushalt des Naturgeschehens einzugliedern. Ökologie ist das Wissen um diesen Haushalt.“ Wolfgang von Haller druckte danach viele Jahre lang in jeder Ausgabe von „Boden und Gesundheit“ die Kurzdefinition des damals noch unbekannten Begriffs ab.

„Ökologie ist die Haushaltkunde der Natur, ist die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt, bedeutet das Wissen um die Lebensgemeinschaft von Boden, Pflanze, Tier und Mensch.“

In der Nr. 26, Winter 1957/58, erschien der erste Teil einer Artikelfolge von Gertrud Franck „Gesundheit durch Mischkultur“ (2. Teil in der Nr. 31, Frühjahr 1959; 3. Teil in der Nr. 42 – Winter 1962/63, 4. Teil in der Nr. 46 – Winter 1964/65). Aus diesen Artikeln stellte Wolfgang von Haller eine Broschüre zusammen. Sie erschien 1965 im Querformat unter dem Titel „Gesundheit durch Mischkultur“ und erzielte in neun Auflagen eine Gesamtzahl von 55.000 Exemplare. Gertrud Franck ist über diese Veröffentlichung (und die später folgenden) einem großen Personenkreis bekannt geworden. Ihre Beiträge und die anderer Autoren des Nachrichtenblattes Boden und Gesundheit haben heute noch Gültigkeit. Sie präsentieren authentisches Wissen.

Wolfgang von Haller interessierte sich für die Entwicklung des organischen Anbaus weltweit. Er hatte Kontakt zu führenden Forschern und Praktikern und veröffentlichte Artikel über sie und von ihnen. – So ergab sich über die Jahre ein gutes Bild über die Entwicklung des organischen Anbaus u.a. in England, Frankreich, den USA, Australien, China und Südafrika.
Begleitend zum Nachrichtenblatt gab die Gesellschaft Sonderdrucke heraus. Die meisten waren Nachdrucke von Artikeln, die in den Heften erschienen waren.
Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft Boden und Gesundheit beschloss am 4./5. Oktober 1986, dem Nachrichtenblatt der Gesellschaft die Zeitschrift „garten organisch“ beizulegen. (Anmerkung: „garten organisch“ ist der Vorläufertitel der vorliegenden Zeitschrift „Natürlich gärtnern“.) Das Blatt wurde mit der Auflösung der Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. 1988 eingestellt. Die Titelrechte am Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit wurden an den Verleger Kurt Walter Lau übertragen. Im Impressum von „Natürlich gärtnern“ wird deshalb „Boden und Gesundheit“ mit aufgeführt.

Verlag und Buchversand
Der wichtigste Titel im Verlag Boden und Gesundheit war die Mischkulturbroschüre von Gertrud Franck. Im Verlag erschien auch das zweibändige Werk „Die Wurzeln der gesunden Welt“, Band 1 von Albert von Haller (1976) und Band 2 von Wolfgang von Haller (1978). Der zweite Band ist im wesentlichen eine Zusammenfassung von wichtigen Artikeln, die im Lauf der Jahrzehnte in Nachrichtenblatt und Zeitschrift erschienen waren. Interessant vor allem durch die Fotos, die die Landnutzung in China, Australien, USA und Kanada mit Positiv- und Negativbeispielen zeigen. Der Verlag gab ebenfalls das vielzitierte Buch von Albert von Haller „Lebenswichtig aber unerkannt. Phytonzide schützen das Leben“ (1977) heraus.

Der Verlag wurde 1980/81 an den bioverlag gesundleben verkauft, der zu der Zeit die Bücher des damals sehr bekannten Naturheilarztes Dr. Max Otto Bruker herausgab. In diesem Verlag erschienen in einer als „Edition Boden und Gesundheit“ bezeichneten Reihe einige weitere dünne Bände und Broschüren der Autoren Albert und Wolfgang von Haller sowie weiterer Autoren. Der Verlag stellte 1984 seine Tätigkeit ein.

Eine wichtige Einkommensquelle für die Gesellschaft Boden und Gesundheit war der Bücherdienst bzw. der Buchversand. Zeitweise war dafür ein Mitarbeiter angestellt. Auf den Angebotslisten standen alle relevanten und verfügbaren Titel zum biologischen Land- und Gartenbau sowie zu gesunder Ernährung, Alternativmedizin und angrenzenden Themen wie New Age.




Dienstag, 15. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 2

Kompostiervorführung mit dem Langenburger Bürgermeister Fritz Gronbach. Foto entnommen aus Boden und Gesundheit Nr. 50/1965-66

II. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit in Langenburg

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Ab dem Frühjahr 1961 suchte Wolfgang von Haller nach einem geeigneten Ort für einen „Lehrhof“, der Mittelpunkt der praktischen Arbeit werden sollte. Der damalige Langenburger Bürgermeister Fritz Gronbach, der selbst großes Interesse an biologischem Land- und Gartenbau und an Ernährungsfragen hatte, meldete sich mit einem Angebot. Er sah eine Chance, gemeinsam mit der Gesellschaft einen Kurbetrieb in dem kleinen Residenzstädtchen Langenburg aufzubauen und damit den Tourismus zu beleben. Daraufhin zog Wolfgang von Haller und mit ihm die Geschäftsstelle der Gesellschaft Boden und Gesundheit nach Langenburg in Nordwürttemberg. Die Gesellschaft konnte hier einen alten Bauernhof zu einem günstigen Preis pachten.

Bei der Ansiedlung in Langenburg wollte Wolfgang von Haller eine Art kleines „Eden“ – nach dem Vorbild der Obstbau-Siedlung Eden bei Oranienburg – schaffen, und suchte ein Gelände, auf dem sich Mitglieder der Gesellschaft ansiedeln und Selbstversorgerwirtschaft betreiben konnten. Gedacht war auch an ein Kurheim und eine Gärtnerei mit Versuchsgelände. Die Gesellschaft konnte ein etwa 10 000 Quadratmeter großes Grundstück am Ortsrand von Langenburg sehr günstig für 3 DM pro Quadratmeter erwerben. Das Grundstück wurde in neun Baugrundstücke sowie ein Gemeinschaftsgrundstück aufgeteilt. Auf dem Gemeinschaftsgrundstück sollte das Verwaltungsgebäude von Boden und Gesundheit sowie eine kleine Gärtnerei entstehen. Im Bebauungsplan der Gemeinde wurde festgeschrieben, dass die Gärten biologisch zu bewirtschaften seien (insbesondere war es verboten, Spritzmittel anzuwenden). In diesem Siedlungsgebiet durften auf den Grundstücken keine Garagen gebaut werden, um Luft verpestende Autos fern zu halten. Die Grundstücke wurden schnell verkauft. Es zeigte sich dann aber, dass nur wenige Mitglieder tatsächlich hier bauten. Einige Grundstücke wurden bald an außen stehende Personen, die kein Interesse an den Zielen von „Boden und Gesundheit“ hatten, weiter verkauft. Der Versuch, eine Öko-Siedlung zu schaffen, scheiterte.


Bäckertüte aus den 1960er-Jahren mit dem Logo der Gesellschaft Boden und Gesundheit.

In den Anfangsjahren in Langenburg lud die Gesellschaft zu monatlichen Treffen ein. Der Verein konnte im Umfeld einige Interessierte dazu bewegen, ihre Gärten biologisch zu bewirtschaften oder ihre Ernährung auf vollwertige Kost umzustellen. Eine örtliche Bäckerei fing an, Vollkornbrot zu backen.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
Wolfgang von Haller arbeitete eng mit der Bauernschule Hohenlohe im wenige Kilometer entfernten Dorf Weckelweiler zusammen. Er hielt bei den Land- und Gartenbaukursen an der Bauernschule Vorträge und bot mit seinem Büchertisch die aktuelle einschlägige Literatur über Landwirtschaft, Gartenbau, Ernährung und Medizin an.
Die Gesellschaft Boden und Gesundheit organisierte auch in Langenburg Tagungen. Erwähnenswert sind die so genannten „Existenzkonferenzen“ in den Jahren 1970, 1971, 1972, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für biologischen Gartenbau (SGBL) stattfanden. Die erste Konferenz fand unter dem Generalthema „Die Alternative zum Untergang“ statt. Die zweite Konferenz in der Schweiz stand unter dem Motto „Ein neuer Lebensstil muss erprobt werden als Alternative zu Chaos und Untergang“. Tagungsort der dritten Konferenz mit dem weit gesteckten Themenfeld „Ökologie – Umweltschutz – Politik“ war wieder Langenburg.

Landwirte aus vielen Teilen der Welt kamen nach Langenburg, zum Beispiel 1974 im Anschluss an den 10. Internationalen Kongress der französischen Organisation „Nature et Progrès“ . Die Gesellschaft unterstützte die "Aktion Mazibuko" und rief 1980 zu Spenden für Baumpflanzaktionen in Südafrika auf.

Großes Ziel „Öko-Zentrum“
Ab etwa 1970 nahm das Interesse in der Bevölkerung für die Ziele von Boden und Gesundheit zu. Die Gesellschaft nahm sich vor, ihre Aktivitäten zu intensivieren und ein Öko-Zentrum aufzubauen. Das bis dahin genutzte alte Bauernhaus war dafür zu klein. 1972 fand der Umzug in das so genannte Öko-Zentrum in der Gartenstraße statt. Mit Spenden von Mitgliedern und von Freunden konnte der Kauf von zwei Wohnungen mit Gartengelände finanziert werden. Bei diesem Öko-Zentrum handelte es sich um ein Büro mit Bibliothek und Buchversand sowie die Wohnung von Wolfgang von Haller. Im Garten und auf der Obstwiese erprobte Wolfgang von Haller mit Helfern gärtnerische Methoden. Zusätzlich wurden im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis von Langenburg Räume fürs Archiv und als Lager gemietet.

Im Herbst 1979 kaufte die Gesellschaft das ehemalige Gefängnisgebäude. Geplant war, im Gebäude ein Ökozentrum mit Seminarräumen und Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste zu schaffen. Der Kauf konnte wiederum mit Spenden finanziert werden. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass die Umbaukosten des klotzigen, mehrstöckigen Gebäudes den kleinen Verein Boden und Gesundheit überfordert hätten. So wurde das Gefängnisgebäude 1984 wieder verkauft.

Mit der großzügigen Spende eines Mitglieds konnte die Gesellschaft 1977 den Wacholderhof im Schwäbischen Wald erwerben, der zu dem lange geplanten Lehrhof nach dem Gärtnerhofmodell ausgebaut werden sollte. Dieses Projekt wurde erfolgreich in einer anderen Trägerschaft verwirklicht. (Siehe hierzu Teil 4 dieser Serie.)


Die Gesellschaft im letzten Jahrzehnt ihres Bestehens
Ab 1980 suchte der damals 75-jährige Wolfgang von Haller dringend nach Nachfolgern. Die beiden Diplom-Agraringenieure Brunhilde Bross und Carsten Lüthje wurden Anfang 1982 als Schriftleiterin bzw. als Geschäftsführer eingestellt. Die beiden blieben bis Ende 1983. Danach folgte von 1984 bis 1986 Jürgen Lüders als Schriftleiter des Nachrichtenblattes. Nach seinem Weggang übernahmen Vorstandsmitglieder die Schriftleitung. Wolfgang von Haller selbst zog Anfang 1982 in die Steiermark, um seine Idee eines Gärtnerhofes zu verwirklichen. 1984 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft Boden und Gesundheit ernannt. Ab 1. Oktober 1986 wurde die Geschäftsstelle nur noch nebenamtlich von den Vorstandsmitgliedern geführt.

Auf Beschluss der Mitgliederversammlung am 16. Oktober 1988 wurde die „Gesellschaft Boden und Gesundheit, gemeinnützige Gesellschaft für angewandte Ökologie e.V.“ nach 40-jährigem Bestehen aufgelöst. Aufgrund des Rechnungsberichts war klar, dass die Gesellschaft finanziell nicht mehr zu halten war. Zu dem Zeitpunkt hatte sie noch 440 Mitglieder und 230 Abonnenten des Nachrichtenblattes. Wolfgang von Haller kehrte nach einigen Jahren in der Steiermark wieder zurück nach Langenburg und starb am 14. 10. 1995. 

Freitag, 11. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 1


I. Die Anfänge und der formale Rahmen

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. wurde nach dem 2. Weltkrieg zu einem wichtigen Vorläufer für die Öko-Bewegung in Deutschland. Zur Verbreitung des Wissens über ökologische Zusammenhänge sowie über Boden, organische Düngung, Ernährung und Gesundheitsfragen gab sie das gleichnamige Nachrichtenblatt heraus. Der Verein wurde 1988 aufgelöst.

Wolfgang von Haller und einige Gleichgesinnte gründeten 1949 in Lienen/Westfalen die „Gesellschaft Boden und Gesundheit“ e.V., weil sie die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht sahen. Sie sahen diese Entwicklung aber nicht als unabwendbares Schicksal, sondern wollten ihr auf der Basis ganzheitlicher Erkenntnisse aktiv entgegenwirken. Sie sahen Boden, Ernährung und Gesundheit als eine Einheit an und sie gaben dem Verein deshalb den Namen „Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“. Die Gründungsmitglieder stellten sich die Aufgabe, in allen Fragen gesunder Lebensführung zu beraten. Dazu sollte die Herausgabe einer Zeitschrift und verschiedener Schriften sowie die Einrichtung einer Bücherei und Unterrichtungsstelle dienen. Daneben war die Veranstaltung von Vorträgen, Aussprachen, Arbeitstagungen, Ausstellungen sowie Besichtigungen vorgesehen.

Anzeige in Unser Hof, einem Jahreskalender für 1950, erschienen im Siebeneicher Verlag.





Aktivitäten der Gesellschaft in der Anfangszeit
Von Anfang an war die Gesellschaft international ausgerichtet. Das hat mit der Lebensgeschichte Wolfgang von Hallers zu tun, der viele Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hatte, u.a. in Kanada und in China. Wolfgang von Haller wurde 1905 in Reval (heute Tallinn) in Estland als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte Landwirtschaft, hat das Studium aber wohl nicht zu Ende geführt, denn er gab als Berufsbezeichnung immer „Landwirt“ an. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit war auf die Person Wolfgang von Haller abgestimmt. Wolfgang von Haller siedelte sich 1946 in Lienen bei Lengerich in Westfalen an. Seine Mutter und seine beiden Geschwister Albert und Martha kamen später ebenfalls nach Lienen. Die Familie wohnte in einer umgebauten Scheune und versorgte sich aus einem gepachteten 600 Quadratmeter  großen Garten weitgehend selbst.

Die Gesellschaft begann – ihrer selbst gestellten Aufgabe gemäß – zunächst mit der Herausgabe einer Broschürenreihe mit dem Titel „Unsere Aufgabe“. Dabei handelte es sich um eine Art programmatische Zeitschrift. Sie erschien von 1950 bis 1953 mit jährlich einer Ausgabe im DIN-A5-Format. In der dritten Ausgabe (1952) dieser Broschürenreihe veröffentlichte der Fachbeirat der Gesellschaft einen ausführlichen, grundlegenden Artikel über das Kompostieren. Die Themen organische Düngung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit waren wesentliche Anliegen der Gesellschaft, ebenso der Einfluss der Düngung auf die Nahrungsmittelqualität. Wolfgang von Haller setzte sich sehr früh intensiv mit der Pestizidproblematik, vor allem mit den schädlichen Auswirkungen des DDT auf die menschliche Gesundheit, auseinander und publizierte darüber, lange bevor das Thema in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Dokumentation „Vergiftung durch Schutzmittel“, die 1956 im Stuttgarter Hippokrates-Verlag erschien. Die Mitglieder der Gesellschaft engagierten sich für eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und Vollkornprodukten, um den Zivilisationskrankheiten vorzubeugen. Sie setzten sich 1958 für die Freigabe roher Milch ein.

1960 lud die Gesellschaft zu einer mehrtägigen Tagung über Gesundheit, Gartenbau und Landbau nach Bad Pyrmont ein. Den Gartenbau-Lehrgang leitete der Gartenarchitekt Max K. Schwarz aus Worpswede, der durch seine Gärtnerhof-Idee bekannt geworden ist. Den Landbau-Lehrgang gestalteten Almar von Wistinghausen, Max K. Schwarz und Wolfgang von Haller. Ein ausführlicher Bericht über diese Tagung erschien in der Nr. 36 der Zeitschrift Boden und Gesundheit. 1961 folgte ein Seminar „Neuzeitlicher Landbau“ im Jugendhof Sachsenhain bei Verden a. d. Aller. Danach verlagerten sich die Aktivitäten der Gesellschaft nach Süddeutschland.

Vorstand und Ehrenbeirat
1. Vorsitzender 1949-1962 Dr. med. Otto von Schröder
1. Vorsitzender 1962-1972 Erhard Hennig, Bodenforscher, Buchautor
1. Vorsitzender 1972-1976: Johannes Schwenk, Schulrat
1. Vorsitzender 1976-1981: Wolfgang von Haller, Landwirt
1. Vorsitzender 1981-1988: Berthold Burkhardt, Diakon, Leiter des Gärtnerhofs Wacholderhof

Dem Ehrenbeirat der Gesellschaft gehörten Wissenschaftler und einflussreiche Persönlichkeiten auf der ganzen Welt an, u.a. Lady Eve Balfour, Lady Louise E. Howard, Prof. Dr. Werner Kollath, Dr. h. c. Ehrenfried Pfeiffer, Prof. Dr. Walter Sauerlandt, Prof. Dr. André Voisin.

(Fortsetzung folgt)


Mittwoch, 12. März 2014

Gertrud Franck und meine Begegnungen mit ihr


Vorträge und Publikationen über Gertrud Francks Mischkultursystem


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Gertrud Franck sah ich das erste Mal im Winter 1975/76 auf einer Veranstaltung der Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg-Weckelweiler. Ich nahm dort an einem Einführungskurs in biologische Wirtschaftsweisen teil. Sie referierte, wie schon so oft zuvor, über die Mischkultur. Ihre Anbauweise faszinierte mich. Damals ahnte ich jedoch noch nicht, dass sie in meinem späteren Leben ziemlich wichtig für mich werden sollte. Ich hatte damals gerade mit dem Landwirtschaftsstudium in Hohenheim begonnen und wollte alles anders machen, neuen Ideen nachgehen, die Menschheit beglücken. Da kam der biologische Anbau mit allen Facetten gerade recht. Ich besuchte auch die studentische Bioanbau-Arbeitsgruppe, die es damals in Hohenheim gab.

Nach dem Vordiplom wechselte ich an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Eine meiner ersten Aktionen dort war, einen Kleingarten zu pachten und mit der Mischkultur loszulegen. Einige Teilnehmer unserer Arbeitsgruppe „Biologischer Anbau“ konnte ich zum Mitmachen gewinnen. (Im Endeffekt war es dann doch hauptsächlich ich, die den Garten betreute.) Das Gartenexperiment scheiterte ziemlich, jedoch aus einem anderen Grund. Ich hatte, ahnungslos, eine Parzelle in einer Senke gepachtet, die von tiefreichenden Ackerschachtelhalmrhizomen durchzogen war. Die Mischkulturexperimente mündeten deshalb hauptsächlich in einen Kampf mit dem schlimmen Wurzelunkraut. Parallel zu den privaten Gartenexperimenten legte ich zusammen mit Kommilitonen auf dem Gelände eines Biobauern Parzellenversuche an – Untersaaten in Getreide usw. Diese werteten wir auch aus.

Die Begeisterung fürs biologische Gärtnern war so groß, dass ich mich entschloss, einige Wochen lang im „Schulungszentrum Hohenbuchen“ in Hamburg mitzuarbeiten. Auch dort wurde Gemüse in Mischkultur angebaut. Einige Dias vom dortigen Anbau habe ich noch im Archiv. Ich war so überzeugt von der Methode, dass ich im letzten Studienjahr 1980 an der Volkshochschule in Kiel einen Kurs „Biologisch gärtnern“ anbot.

Gegen Ende des Studiums war mir klar, dass ich im Bereich des biologischen Anbaus beruflich tätig werden wollte. Es gab verschiedene Optionen, u.a. auch wissenschaftlich zu arbeiten. Ich entschied mich jedoch für eine Mitarbeit bei der Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., wo ich die einmalige Chance hatte, die Nachfolge von Wolfgang von Haller als Schriftleiterin anzutreten. Und da schloss sich der Kreis. Bei der Gesellschaft Boden und Gesundheit kam ich sofort wieder mit Gertrud Franck und der Mischkultur in Berührung. Im gleichnamigen Verlag war nämlich ihre kleine Mischkulturbroschüre erschienen. Wolfgang von Haller hatte Gertrud Franck bereits in den 1950er-Jahren entdeckt bzw. Gertrud Franck kam auf Wolfgang von Haller zu. Sie schrieb im Verlauf mehrerer Jahre einige Zeitschriftenartikel über ihre Anbauweise für das „Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit“, illustriert mit Fotos ihres Mannes Dr. Hannfried Franck. Wolfgang von Haller kam auf die Idee, die gesammelten Zeitschriftenartikel zusammenzufassen und eine Broschüre daraus zu machen. Diese erschien in dem kleinen Verlag Boden und Gesundheit und hatte großen Erfolg. In mehreren Auflagen bis 1980 wurden etwa 50 000 Exemplare gedruckt. Besonders große Nachfrage gab es Ende der 1970er-Jahre mit der hochschwappenden Öko-Bewegung. Da wollten plötzlich viele umweltbewusste Menschen giftfrei anbauen und suchten nach praxisnahen Anleitungen, sich selbst zu versorgen.

Gertrud Franck hatte sich zu der Zeit bereits mit Wolfgang von Haller überworfen. Ihr neues, umfangreicheres Mischkulturbuch verlegte Georg E. Siebeneicher. Der hatte sie zu dem Werk ermutigt. Ihr Mann fotografierte auch für dieses Buch selbst im Mischkulturgarten in Schwäbisch-Hall-Oberlimpurg. Die Francks hielten trotz des Zwists mit Wolfgang von Haller weiter Kontakt zu Boden und Gesundheit. Gertrud Franck gewann Jakobus Langerhorst, der in Österreich einen kleinen Gärtnerhof betrieb, für Boden und Gesundheit weiter Artikel über seine Mischkulturerfahrungen zu schreiben. Ich besuchte Gertrud Franck in ihrem Haus und Garten auf der Oberlimpurg. Es war ein moderner Bungalow, neben dem Gutsgebäude der Saatzucht Oberlimpurg, die ihr Mann an den Sohn Peter übergeben hatte.

Gertrud und Hannfried Franck 1982 im Gespräch mit Georg Schallenberger. Foto: Schallenberger
Es war für mich selbstverständlich, dass ich gleich nach meinem Start bei Boden und Gesundheit einen Kurs „Biologisch gärtnern“ anbot, zunächst an der Volkshochschule in Künzelsau. 10 Abende lang war dieser Kurs, den ich zusammen mit meinem damaligen Freund und Studienkollegen Carsten Lüthje hielt. Dort konnten wir unser Uni-Wissen gepaart mit dem praktischen Wissen an wirklich interessierte Kursteilnehmer weitergeben. Diesen langen Kurs hielten wir mehrmals. Wir bauten jeweils einen Praxisteil ein sowie eine Exkursion. Im Praxisteil demonstrierten wir in einem Privatgarten, wie man kompostiert. Aus dem Pachtgarten in Kiel, aus dem Boden-und-Gesundheit-Garten und aus diversen Praktika auf Höfen hatten wir die nötige Erfahrung. Zur Veranschaulichung zeigten wir Dias, teils eigene, teils von Gertrud Francks Mann Dr. Hannfried Franck ausgeliehene Dias in Glasrähmchen.

Gertrud Francks Mischkulturplan für die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall 1982.
In meine beiden Jahre als Schriftleiterin des Nachrichtenblattes Boden und Gesundheit fiel auch die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall. Gertrud Franck plante den Mischkulturgarten aus dem Ausstellungsgelände. Er lag malerisch zu Füßen der Klosteranlage Comburg. Hans-Martin Scharpf, der Begründer von „Bioland“ und damalige 1. Vorsitzende der Bioanbau-Organisation, legte den Garten an. Ich war also mittendrin im Geschehen des Aufbaus der Anbauorganisation. Die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall war damals die zweite dieser Art in Baden-Württemberg. Die „Arbeitsgemeinschaft für Bodenfruchtbarkeit und Qualitätserzeugung e.V.“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Lehrgärten auf Landesgartenschauen zu betreiben. Ihre Mitglieder und die des Partnervereins „Arbeitsgemeinschaft für gesunde Lebensweise“ betreuten die Anlage und standen als Ansprechpartner für biologisches Gärtnern vor Ort zur Verfügung. Auch ich war zur Betreuung des Mischkulturgartens eingeteilt. Ich kann mich genau erinnern, dass die Leute sich wunderten, wie der Francksche Garten mit den Liniensaaten von Spinat und Ackerbohne und den gemulchten Reihen aussah. Den meisten gefiel diese „unordentliche“ Anlage nicht.

Gertrud Franck, die damals 77 oder 78 Jahre alt war, wollte sich dann allmählich zurückziehen. Sie bat mich, einen Teil ihrer Vorträge zu übernehmen. Sie hatte Einladungen aus allen Teilen der Bundesrepublik. So kam es, dass ich zu Vorträgen nach Aachen und Hannover und sonstwohin fuhr und ihre Mischkulturmethode vorstellte – mit eigenen Dias und mit einer Diaserie von ihr. Auch einen Teil der Bauernschulkurse übernahm ich von ihr. Die Leute waren damals für praktische Anregungen sehr dankbar. Es gab auch viele schriftliche Anfragen. Die Leute wollten giftfrei gärtnern und da schien die Mischkulturmethode die geeignete zu sein. Volkshochschulen boten damals Kurse und einzelne Vorträge an. Beim baden-württembergischen Volkshochschulverband gab es sogar einen Mitarbeiter, der diese Kurse koordinierte und Treffen der Kursleiter veranstaltete. Von diesen Treffen wurden sogar Dokumentationen erstellt. (Diese Teilnehmerliste habe ich. Viele bekannte Persönlichkeiten der späteren Bioanbauszene finden sich auf der Teilnehmerliste.)

Kirchliche Institutionen entdeckten ebenfalls die gesellschaftliche Bedeutung des Bioanbaus. Sie boten Kurse und einzelne Vorträge an. Mit etwas Verzögerung folgten die Landfrauenvereine. Da es von diesen so viele gab (und gibt) war insgesamt die Nachfrage nach Vorträgen von dort am größten. In der heißen Phase in den 1980er-Jahren hielt ich sicher einige hundert Vorträge über Mischkultur und Bioanbau allgemein. In einer Woche waren es einmal 10 Vorträge, an jedem Wochentag zwei, einer nachmittags, einer abends! Ein unglaubliches Pensum.

Parallel zu dieser mehr praktischen Arbeit versuchte ich weiter wissenschaftlich zu arbeiten. Besorgte über Fernleihe Artikel zur Mischkulturthematik und zu angrenzenden Themengebieten wie der Allelopathie bei Pflanzen. Dies mit der vagen Idee, darüber einmal zu promovieren. Meine Mischkulturrecherche in dieser Zeitphase kam mir Jahrzehnte später zugute, als ich tatsächlich an meiner Dissertation arbeitete.

Nach meiner Kündigung bei „Boden und Gesundheit“ führte ich für die Redaktion einige Zeit weiter und blieb deshalb weiter in Kontakt mit den Mitgliedern und Autoren. Die meisten Kontakte erhielt ich aufrecht, als ich freiberuflich für Georg E. Siebeneicher und dann als Schriftleiterin der von mir neu konzipierten Zeitschrift „GartenLand“ arbeitete. Bei „GartenLand“ stand die Mischkultur ganz oben auf der Themenliste. Ich bzw. die anderen Autoren versuchten das doch etwas komplizierte Mischkultursystem möglichst anschaulich darzustellen. Es war immer die Schwierigkeit, dieses zeitlich und räumlich ineinandergeschachtelte System verständlich darzustellen. Das ging nur mit Fotos, die die Abfolge in der Mischkultur zeigten, ersatzweise mit Zeichnungen. Man brauchte, um alles richtig zu machen, immer eine schriftliche Anleitung. Nur so aus dem Kopf ließ sich das nicht machen. Deshalb gingen viele Mischkulturgärtner mit dem Büchlein von Gertrud Franck oder mit selbst gezeichneten Plänen in den Garten, um alles richtig zu machen. Es kam ja schließlich auf die richtige Kombination an. Und es kam auf die richtigen Reihenabstände an. Die mussten exakt ausgemessen werden. (Gertrud Franck selbst hatte in ihrem Garten eine geschickte Einteilung. Sie orientierte sich am Maß der Platten auf ihren Gartenwegen. Sie hatte bewusst Platten mit den Maßen 50 x 50 cm verlegt und konnte so immer die Pflanzschnur am Stoß oder auf halber Strecke stecken.) Solche Details ließen sich gut vermitteln.

Mein weiterer beruflicher und privater Weg führte mich zunächst nach Neumarkt in der Oberpfalz und schließlich nach Stuttgart-Hohenheim zum Verlag Eugen Ulmer. Dort konnte ich das Francksche Mischkultursystem zunächst in der Zeitschrift „GartenLand“ vorstellen. Nach dem Verkauf der Zeitschrift kam ich in die Position als Redakteurin beim „Württembergischen Wochenblatt für Landwirtschaft“, wo ich für die Gartenseiten (Rubrik „LandGarten“ ) und andere wechselnde Rubriken verantwortlich war. Auch da brachte ich Beiträge über die Mischkultur.

Allerdings gab es da eine Zäsur. Nach der Tschernobylkatastrophe 1986 wollte niemand mehr etwas von Bioanbau und Gemüseanbau im Garten wissen. Ab da gab es kaum noch Nachfrage nach Vorträgen.

Der Kontakt zu Gertrud Franck blieb weiter bestehen. Sie nahm Ende der 1980er-Jahre Kontakt zu mir auf und teilte mir mit, dass sie und ihr Mann jetzt in einem der Hannibal-Hochhäuser in Stuttgart-Birkach leben würden. Haus und Garten auf der Oberlimpurg blieben zurück. Eine radikale Zäsur für Gertrud und Hannfried Franck!

Ich besuchte die beiden zusammen mit meinem Mann häufig. Sie erzählten viel über ihr langes Leben, die vielen Menschen, mit denen sie Kontakt gehabt hatten. In ihrer Hochhauswohnung mit dem weiten Blick über die Filderebene und das Gelände der Universität Hohenheim wandten sich Gertrud Franck und ihr Mann nun anderen Themen zu: Sie arbeiteten an einer Dokumentation der eigenen Familiengeschichte und an einer Dokumentation der Bauernschulen in Württemberg. Diese Dokumentationen ließen sie in kleiner Auflage drucken. Sie lieferten mir weitere Einblicke in die Entstehungsgeschichte des biologischen Anbaus.

(Gertrud Francks Wirken muss auch im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit ihres Mannes Dr. Hannfried Franck gesehen werden. Der Saatzuchtunternehmer Dr. Hannfried Franck wurde 1987 für seine pflanzenzüchterischen Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Außerdem erhielt er die Ehrensenatorwürde der Universität Hohenheim.)

Heute reden alle wieder von Mischkultur. In jedem Gartenbuch wird sie thematisiert. Niemand sonst hat sie so gründlich erprobt wie Gertrud Franck in ihrem Gutsgarten. Sie betrieb Versuchsanbau, so wie es damals möglich war. Ich wage zu behaupten, dass fast alle nachfolgenden Veröffentlichungen auf ihren Angaben beruhen und niemand mehr sich die Mühe gemacht hat, die Mischkultur systematisch zu erforschen.

Mehr über Gertrud Franck und ihr Mischkultursystem steht in meiner Dissertation "Der private biologische Gartenbau in Süddeutschland seit 1945 – Die Rolle der Pioniere und Veränderungen im Wissenstransfer". Gertrud Francks Veröffentlichungen sind nur noch antiquarisch erhältlich.